Gol­de­ner Schnitt in der Fotografie

Die “Drit­tel­re­gel” ein­fach erklärt

Inhalt

“Gol­de­ner Schnitt”: Du hast viel­leicht schon ein­mal davon oder der Drit­tel-Regel gehört und Dich gefragt was das eigent­lich ist. Mit Sicher­heit hast Du das schon oft beim Betrach­ten von Fotos wahr­ge­nom­men ohne zu wis­sen, was Du da eigent­lich siehst. In die­sem Arti­kel erklä­re ich Dir in ein­fa­chen Wor­ten, was es mit die­sem magi­schen klei­nen Trick auf sich hat und wie er Dei­ne Fotos viel inter­es­san­ter wir­ken las­sen kann.

1. Was bedeu­tet “Gol­de­ner Schnitt”?

Gol­de­ner Schnitt ist ein Bild­ge­stal­tungs­mit­tel, das seit Jahr­hun­der­ten nicht nur in der Foto­gra­fie ein­ge­setzt wird, son­dern auch in der zeit­ge­nös­si­schen bil­den­den Kunst, der Archi­tek­tur und sogar in der Musik Ver­wen­dung fin­det. Natür­lich beschrän­ke ich mich in die­sem Arti­kel auf die Fotografie.

Ein­fach erklärt ist der Gol­de­ne Schnitt die Tei­lung des Bil­des an bestimm­ten Stel­len und damit folgt der Auf­bau des Fotos einem bestimm­ten Mus­ter. Die­se Auf­tei­lung wird von vie­len Men­schen als beson­ders har­mo­nisch emp­fun­den. Das Bild wirkt inter­es­san­ter und span­nen­der. Aber dazu kom­men wir jetzt.

2. Bild­auf­bau

Jedes Bild, das Du machst, hat einen Bild­auf­bau. Egal, ob Du Dir etwas dabei gedacht hast oder nicht. Irgend­wie ist Dein Bild auf­ge­baut. Und das kann inter­es­sant sein oder auch mal langweilig.

Es spielt auch kei­ne Rol­le, ob Dein Motiv ein Mensch ist, ein Tier, eine Land­schaft oder ein­fach nur eine Ziga­ret­ten­kip­pe auf dem Boden. Als Foto­graf soll­test Du natür­lich immer bestrebt sein, Dein Foto so inter­es­sant wie mög­lich zu gestal­ten. Und das gelingt Dir, wenn Du Dir beim Foto­gra­fie­ren ein paar Gedan­ken dazu machst, wie Dein Foto am Ende aus­se­hen könn­te. Das klingt jetzt erst­mal nach Arbeit. Ich weiß, man will ja schließ­lich foto­gra­fie­ren und einen Moment ein­fan­gen und nicht lan­ge noch nach­den­ken. Ich ver­spre­che Dir, wenn Du das ein paar mal gemacht hast, dann geht das irgend­wann von ganz allei­ne. Das „Nach­den­ken“ ist dann rei­ne Intui­ti­on und Du folgst ein­fach Dei­nem Instinkt. Das ist wie beim Auto­fah­ren: Denkst Du erst lan­ge dar­über nach, in wel­chen Gang Du schal­ten soll­test oder machst Du es ein­fach ohne zu über­le­gen? Bei allem, was wir regel­mä­ßig tun, trai­nie­ren wir uns etwas an, das irgend­wann in Fleisch und Blut übergeht.

Wenn Du durch Dei­nen Sucher schaust, dann betrach­te mal genau­er, was Du da siehst und wie Dein Bild­auf­bau sich gestal­tet. Im Regel­fall hast Du Dein Motiv, einen Hin­ter­grund und einen Vor­der­grund. Und wie gestal­tet man dar­aus denn nun etwas, das als „inter­es­sant und span­nend“ ange­se­hen wird?

Das rich­tet sich am Ende natür­lich an Dein Motiv, an den Betrach­ter selbst und auch an Dein eige­nes Emp­fin­den. Wie schön, dass die Foto­gra­fie kei­nen kla­ren Regeln folgt und es wie immer kein rich­tig oder falsch gibt. Ein­fa­cher macht es das natür­lich auch nicht unbe­dingt. All­ge­mein kann man aber sagen, dass Moti­ve, die sich ein­fach nur zen­triert in der Mit­te Dei­nes Bil­des befin­den, vom Groß­teil der Betrach­ter als lang­wei­lig ange­se­hen wer­den. Daher soll­ten wir uns viel­leicht etwas ande­res ein­fal­len las­sen und jetzt kommt der Gol­de­ne Schnitt end­lich ins Spiel.

3. Die Auf­tei­lung des Bil­des durch Linien

Gol­de­ner Schnitt ist ver­ein­facht gesagt nichts ande­res als die Auf­tei­lung Dei­nes Bil­des in Lini­en und Käst­chen, also in ein bestimm­tes Ras­ter. Die­ses Auf­tei­lungs­ver­hält­nis fin­det sich sehr oft in der Natur wie­der und wird von Men­schen als beson­ders har­mo­nisch emp­fun­den (so zumin­dest der Mythos). Und auch wenn wir mit die­ser Regel bewusst bre­chen kön­nen, so hilft sie gera­de Anfän­gern doch am Anfang beim Bildaufbau.
Wie sieht das nun aus?

Das Sei­ten­ver­hält­nis der Stre­cke A zur Stre­cke B beträgt 61,8% zu 38,2%. Die­se Auf­tei­lung kann man natür­lich auch hoch­kant machen und dann über­ein­an­der legen. Das ist alles sehr mathe­ma­tisch und eigent­lich muss man es sich nicht mer­ken. Wich­tig zu wis­sen ist, dass man am Ende die­ses Ras­ter erhält und damit arbei­ten wir:

4. Die Schnittpunkte

Wo die Lini­en sich tref­fen, hast Du nun 4 Schnitt­punk­te. Und das sind die Punk­te, an denen Du Dein Haupt­mo­tiv aus­rich­test, anstatt mit­tig. Ent­we­der links oben, rechts oben, links unten oder rechts unten. Da kannst Du Dich aus­pro­bie­ren. Die­se klei­ne Ände­rung sorgt schon dafür, dass Dein Foto inter­es­san­ter wird.

Goldener Schnitt: Ich erkläre ich Dir in einfachen Worten, wie Deine Fotos damit viel interessanter und spektakulärer werden.
Goldener Schnitt: Ich erkläre ich Dir in einfachen Worten, wie Deine Fotos damit viel interessanter und spektakulärer werden.

5. Ras­ter in der Kamera

Fast alle Kame­ras haben übri­gens die Mög­lich­keit, ein Git­ter-Ras­ter ein­zu­blen­den. Schau mal in der Gebrauchs­an­wei­sung nach, ob Dei­ne Kame­ra das kann. Aber: Im Regel­fall han­delt es sich hier­bei nicht um den Gol­de­nen Schnitt, son­dern um Git­ter­li­ni­en mit 9 gleich gro­ßen Käst­chen. Der Unter­schied zum Gol­de­nen Schnitt ist aber sehr klein (die Schnitt­punk­te lie­gen beim Gol­de­nen Schnitt eben etwas enger zur Bildmitte).

Falls Du wis­sen möch­test, wo Du das Ras­ter­git­ter in der Sony A7 iii akti­vie­ren kannst, zei­ge ich es Dir auf die­ser Abbildung

Sony A7iii Raster Gitter aktivieren

Soll­te Dei­ne Kame­ra also ein Ras­ter bie­ten, schal­te dies ein. Es wird Dir am Anfang viel hel­fen und Du lernst, bewusst damit zu foto­gra­fie­ren. Schal­te es aber auch ger­ne bewusst irgend­wann wie­der aus. Du willst Dich ja auch nicht auf das Ras­ter fest­le­gen und viel­leicht auch mal rein aus der Intui­ti­on her­aus foto­gra­fie­ren und nicht nur nach einem bestimm­ten Sche­ma.

Gol­de­ner Schnitt: Schnitt­punkt liegt links oben direkt auf dem Auge

Gol­de­ner Schnitt: Bei­de Moti­ve (Auge, Kopf) lie­gen auf den Schnittpunkten

6. Gol­de­ner Schnitt in Photoshop

Beim Bear­bei­ten der Bil­der in Pho­to­shop kannst Du natür­lich auch nach­träg­lich noch den Gol­de­nen Schnitt beach­ten, indem Du das Ras­ter in eine Ebe­ne über Dein Bild legst.

Rich­te Dein Haupt­mo­tiv an einem der 4 Schnitt­punk­te aus und blen­de das Ras­ter dann aus. Den Rest kannst Du getrost wegschneiden.

7. Gol­de­ner Schnitt = Drittel-Regel?

Der Gol­de­ne Schnitt ist übri­gens nicht zu ver­wech­seln mit der Drit­tel-Regel, bei der das Bild in 3 gleich gro­ße Berei­che auf­ge­teilt wird. Das wären die 9 gleich gro­ßen Käst­chen, die ich oben ange­spro­chen habe und die Dei­ne Kame­ra im Regel­fall als Git­ter anzeigt.

Dar­auf gehe ich in einem mei­ner nächs­ten Blog­posts noch aus­führ­lich ein. Für heu­te reicht es erst­mal, wenn Du Dich am Gol­de­nen Schnitt ausprobierst.

8. Fazit

Der Gol­de­ne Schnitt hilft uns, unse­re Bil­der har­mo­nisch und anspre­chend zu gestal­ten. Das macht beson­ders Sinn, wenn man ein eben­falls har­mo­ni­sches Motiv ablich­tet. Man kann aber auch bewusst mit der Regel brechen.

Wich­tig ist nur, dass man sich bewusst ist, wie man fotografiert.

Ein­ge­blen­de­te Lini­en in der Kame­ra oder spä­ter im Bild­be­ar­bei­tungs­pro­gramm kön­nen uns hier unter­stüt­zen. Irgend­wann hat man den Gol­de­nen Schnitt aber für sich so weit ver­in­ner­licht, dass man die Hilfs­li­ni­en eigent­lich gar nicht mehr braucht.

Ich hof­fe, mei­ne Tipps konn­ten Dir ein klein wenig wei­ter­hel­fen und Du pro­bierst mal den Gol­de­nen Schnitt aus. Hin­ter­las­se mir doch ger­ne mal einen Kom­men­tar. Und wenn Du Dei­ne Ergeb­nis­se mit mir tei­len möch­test, ver­lin­ke The Pho­to Space ger­ne auf Insta­gram unter @thephotospace.de. Ich schaue mir Dei­ne Bil­der super ger­ne an und kom­men­tie­re sie.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Marc